Als ich jünger war, tanzte ich jahrelang Standard, im Maingold Casino e.V. Offenbach. Ich nahm an Meisterschaften teil und widmete einen beträchtlichen
Teil meiner Freizeit dem Tanzen. Als ich meine Frau kennenlernte, war sie zwar hocherfreut, mal endlich einen guten Tänzer zu haben, aber leider passte
unser Niveau so gar nicht zusammen. Sie hatte jahrelang Aikido trainiert und ihm auch einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit gewidmet. So passte auch dort
unser Niveau nicht zusammen.
Daher haben wir uns etwas gemeinsames Neues gesucht, bei dem wir beide Anfänger waren: Den Tango Argentino, für den wir bald
auch recht viel Freizeit investierten, so weit das möglich war mit kleinem Kind, Jobs und Babysittern.
Anders als im Standardtanz gibt es beim Tango Argentino keine festen Schrittfolgen. Es ist alles improvisiert, und die Gemeinsamkeit
entsteht durch Führen und Folgen, was übrigens im Aikido auch das Prinzip ist. Wenn die Partner einander spüren und auf die Musik hören,
wird das Tangotanzen sehr beglückend.
Als wir anfingen, gab es in Offenbach Tangokurse beim
Locomotion e.V. in Bieber. Die Lehrer waren
Fernando Fernandez aus Argentinien und Sandra Sedlachek aus Offenbach, die Locomotion gegründet hat und inzwischen mit ihrer Tanzschule und
ihrem Theaterverein sehr bekannt und erfolgreich ist. Nach ein paar Jahren zog Fernando aber wegen der Liebe weg (andere Gründe als die Liebe
kann ich auch gar nicht verstehen), und Sandra konzentrierte sich mehr auf andere Tänze.
Also beschlossen wir kurzerhand, selbst eine Szene für Tango Argentino in Offenbach aufzuziehen. Diese gibt es inzwischen auch schon mehrere
Jahre: Tango Diavolo in der Grande Opera in Offenbach. Mittwochs gibt es dort regelmäßig Tango, erst Kurse, dann eine
Milonga, wie man das freie Tanzen nennt.
Wie es einer internationalen Weltstadt gebührt, wächst in Offenbach die Tangoszene. Seit Neustem gibt es auch ab und zu Milongas in der
„akademie für interdisziplinäre prozesse“ (afip), die wir auch gern besuchen.